Quadratisch, praktisch, gut. Dies gilt nicht nur für Schokolade, sondern auch für Häuser. Containerhäuser um genau zu sein. Denn diese sind groß im Kommen. Bei den steigenden Preisen für Eigenheime in Deutschland sind Alternativen gefragt. Wieso also nicht einem alten, ausgebauten Schiffscontainer wohnen? Immer mehr Menschen entdecken die minimalistische Wohnform für sich. Nicht nur ist sie günstiger als ein „echtes“ Haus, ein Containerhaus ist auch nachhaltig und kann sogar transportiert werden. Hier erfährst du, was hinter dem Trend steckt und wie du zu deinem eigenen Containerhaus kommst.

Frachtcontainer

Was ist ein Containerhaus

Ein Containerhaus ist genau das, was der Name sagt: ein fachgemäß zu einem Mini-Haus ausgebauter Schiffscontainer. Seit jeher wurden die riesigen Container zweckentfremdet. Sie werden nicht nur benutzt, um darin Waren über das Meer zu transportieren. Sie dienen als Baracken auf Baustellen, Übergangsbüros, Notunterkünfte, Ausstellungsräume… Da liegt der Gedanke nicht fern, sie auch als Wohnraum zu nutzen.

Die Idee geht zurück auf Häuser, die aus Modulen bestehen. Statt ein Haus vom Grundriss auf zu planen und zu bauen, bestehen diese aus vorgefertigten Elementen. Diese werden ganz einfach dort aufgestellt, wo sich das Haus schließlich befinden soll. Solche Modulhäuser machen heute ganze dreißig Prozent des deutschen Wohnungsmarktes aus! Das liegt vor allem daran, dass sie preiswert und schnell gebaut sind. Ein Containerhaus beruht auf denselben Prinzipien. Es ist schnell „gebaut“ und kann nach Belieben erweitert werden. Generell scheint sich der Trend von riesigen Villen hin zum minimalistischen Wohnen zu bewegen. Denn zusammen mit dem Trend für Mini-Häuser oder Tiny-Houses, begann die Metallbox vor einigen Jahren auch Deutschland zu begeistern.

Wie wird der Container zu einem Haus?

Um einen Frachtcontainer bewohnbar zu machen, muss er entsprechend ausgebaut und vor allem isoliert werden. Denn die dünnen Stahlwände sind zwar rost- und wasserfest, vor Kälte oder Hitze schützen sie aber nicht. Zudem muss eine Strom- und Wasserversorgung gewährleistet werden. Das Haus braucht Fenster, Türen und, ganz wichtig, ein Fundament oder mindestens einen gut abgedichteten Boden. Sonst läuft das Containerhaus Gefahr einzusacken oder bei starkem Regen wegzurutschen.

Containerhaus

Dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Von ausklappbaren Terrassen bis zu mehrstöckigen Häusern ist alles möglich. Manchen Containerhäusern sieht man ihre Herkunft nicht einmal mehr an!

Wie toll ist ein Containerhaus wirklich?

Die Wohnfläche in einem Containerhaus ist auf wenige Quadratmeter begrenzt. Dass trotzdem immer mehr Menschen vom Wohnen in der Metallbox schwärmen, hat durchaus seine Gründe.

Vorteile

• An erster Stelle liegt, wie bereits erwähnt, der Preis. Gebrauchte Container gibt es ab 1000 bis 3000 Euro. Der Ausbau zur Wohnung kostet zwischen 7500 du 10‘000 Euro. Das heißt, ab etwa 9000 Euro hat man sein eigenes Mini-Eigenheim, was deutlich unter dem Preis für herkömmliche Wohnungen oder gar Häuser liegt.

Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema und liegt im Trend. Upcycling von Frachtcontainern zu einem Eigenheim? Nachhaltiger wohnen geht nicht!

• Das Containerhaus ist flexibel. Es kann durch andocken oder aufstocken eines weiteren Containers jederzeit vergrößert werden.

Umziehen samt Haus ist möglich. Einfach mit dem Kran verladen.

• Der Kreativität sind beim Umbau keine Grenzen gesetzt. Kaum ein Haus ist so individuell wie das Containerhaus!

Containerhaus bei San Diego
Containerhaus bei San Diego

Nachteile

Trotzdem, nicht alles was glänzt, ist Gold. Das Wohnen im hippen Frachtcontainer kommt auch mit einigen Nachteilen.

• Mit knapp 14 bis zu 28 Quadratmetern bietet das Containerhaus wenig Wohnraum. Es lässt sich zwar beliebig erweitern, dies ist allerdings immer mit Kosten verbunden.

• Die Decke ist mit nur etwa 2,5 Metern Höhe niedriger, als in herkömmlichen Wohnungen. Dieses Problem hat eine Lösung: offene Konstruktionen. Das Öffnen der Decke zum oberen Stockwerk, wenn vorhanden, lässt mehr Raum nach oben zu.

• Beim Kauf eines gebrauchten Containers lohnt es sich, darauf zu achten, was darin verschifft wurde. Manche Container weisen Rückstände von Pestiziden oder chemischen und atomaren Abfällen auf. Insgesamt sollen etwa 20 % der Riesenboxen betroffen sein. Da nicht jedes Vorkommnis dokumentiert wird, ist es schwierig, herauszufinden, ob ein Container belastet ist.

• Bei der Internetsuche nach Containerhäusern erscheinen viele sehr schicke Mini-Häuser. Sie erinnern kaum mehr an Frachtcontainer. Wer von einem solchen Heim träumt, muss sich bewusst sein, dass der Umbau mit enormen Kosten verbunden ist.

• In manchen Gemeinden ist es schwierig, eine Bauerlaubnis für das außergewöhnliche Haus zu bekommen.

• Stahlwände halten Handystrahlen fern. Handyempfang gibt es nur direkt am Fenster.

Wie kann ich mein eigenes Containerhaus bauen?

Der einfachste Weg ist, sich das fertige Containerhaus liefern zu lassen. Inzwischen bieten viele deutsche Baufirmen diese Mini-Häuser an. Sogar Tchibo führte Mitte 2018 mit dem Tiny House II für eine begrenzte Zeit ein Containerhaus in seinem Katalog!

Wer eine individuelle Lösung vorzieht, kauft sich seinen eigenen Container und beauftragt einen Architekten mit dem Ausbau. Die wohl größte Auswahl an Containern aller Art in Deutschland findet sich hier.

In jedem Fall ist es wichtig, vorher bei der Gemeinde einen Bauantrag zu stellen. In Deutschland herrschen strenge Gesetze, um die Bebauung von Grundstücken zu regeln. Dabei handelt es sich nicht nur um Sicherheitsvorkehrungen, sondern auch um das Aussehen des Gebäudes.

Berühmte Containerhäuser

Auf der ganzen Welt haben kreative Architekten die praktischen, kleinen Häuser für sich entdeckt. Hier finden sich einige schöne Beispiele, von besonders stylishen Containerhäusern. Inzwischen gibt es aber nicht nur einzelne Häuser, sondern auch ganze Siedlungen!

Containerdorf für Berliner Studenten

Im Berliner Stadtteil Plänterwald können Studenten schon bald Containerwohnungen des Projekts EBA51 beziehen. Auf 26 m2 findet ein Schlafzimmer Platz mit Bett, Schreibtisch und Schrank, ein kleines Badezimmer, Miniküche und Esstisch. Wohnungen mit zwei Schlafzimmer sind etwas größer. Im Herbst 2019 sind die insgesamt 86 Single- und 23 Doubleapartments bezugsbereit. Das „coolste Studentenwohnheim in Berlin“, wie sich das Projekt selber nennt, wirbt mit Nachhaltigkeit und einem sozialen Wohngefühl, extra für Studenten und Auszubildende.

Shoppen im Containerturm

Freitag Flagship Store ZürichDas Schweizer Label Freitag nimmt Nachhaltigkeit ernst. Nicht nur ihre Produkte bestehen aus recycelten Materialien. Ihr Flagship-Store befindet sich auf zu vier Stockwerken aufeinandergestapelten Frachtcontainern! Seit 2006 ragt der Containerturm in den Zürcher Himmel. 2009 wurde das Gebäude mit dem deutschen Designpreis geehrt.

Forschungsstation in der Antarktis

Die indische Forschungsstation Bharati in der Antarktis besteht ebenfalls komplett aus Schiffscontainern. Grund sind vor allem die extremen Wetterverhältnisse am Südpol, die ihn zum kältesten und windigsten Kontinent machen. Es herrschen Temperaturen von bis zu -70 °C, der Wind kann eine Geschwindigkeit von 260 km/h erreichen und die Sonne geht im antarktischen Sommer nie unter. Der Bau musste schnell erfolgen, da er nur im Sommer möglich war, der auf dem Südpol nur wenige Monate dauert. Die schnell errichteten und natürlich gut isolierten Stahlmodule sind ideal für diese Bedingungen. Heute beherbergen die Überseecontainer Laboratorien, eine Bibliothek, einen OP-Saal, ein Fitnessstudio, sowie Wohnräume, Küche und Esszimmer für Forscher.

Fazit

Die minimalistischen Containerhäuser liegen voll im Trend. Scheint es doch auf den ersten Blick verlockend: sie sind günstiger als ein Haus aus Beton und Ziegeln, schnell gebaut und nachhaltig. Dennoch gilt es, einige Hürden und Unannehmlichkeiten zu beachten. Das Bewohnen der Metallbox ist aufgrund des sehr eingeschränkten Wohnraums nichts für Klaustrophobiker. Auch der Handyempfang ist eingeschränkt und der Container kann mit gesundheitsschädigenden Chemikalien kontaminiert sein.

Hinzu kommt, dass es in manchen Gemeinden schwierig bis unmöglich ist, eine Baugenehmigung zu erhalten. Wer sich dennoch dazu entscheidet, in einem Containerhaus zu wohnen, muss gut planen, vor allem was die Kosten des Ausbaus betrifft.

 

Quellenangaben für die verwendeten Bilder und Grafiken:

©pixabay.com | Frank Magdelyns1
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©Wikimedia Commons
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