Umsatz im Online-Glücksspiel soll im Vergleich zum Vorjahr weiter steigen

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Tippen, zocken, daddeln – wenn es um den Spaß am Glücksspiel geht, bilden die Deutschen keine Ausnahme. Mehr als sieben Millionen Bundesbürger tippen regelmäßig im Lotto, obwohl die Wahrscheinlichkeit auf 6 Richtige bei rund 1:14 Millionen liegt. Soll dann noch die korrekte Superzahl dazu kommen, sinkt die statistische Chance gar auf astronomische 1:139 Millionen.

Im Vergleich dazu haben die Zocker bei Casinospielen deutlich bessere Gewinnaussichten. Rund zehn Millionen Deutsche besuchen bereits jetzt zum Freizeitvergnügen Online-Casinos, und das wird sich in Zukunft noch mehren. Weltweit geht der Trend im Online-Glücksspiel seit Jahren kontinuierlich nach oben – allein im vergangenen Jahr lag der weltweite Umsatz bei knapp 227 Milliarden US Dollar -, und gerade für Deutschland wird in diesem Jahr ein besonders kräftiger Schub erwartet.

Das liegt am neuen Glücksspielstaatsvertrag der Länder, der am 1. Juli 2021 in Kraft tritt. Darin werden erstmals Online-Casinos in der gesamten Bundesrepublik erlaubt, sofern diese eine Lizenz aus Deutschland besitzen. Die Regierung plant, für den Anfang 20 der auch für den Staatssäckel äußerst lukrativen Genehmigungen zu erteilen. Weil die auf die Bruttospielerträge im Glücksspiel anfallenden Steuern an die Kassen des Lizenzgeberlandes fließen, ist die Bundesrepublik in der Hinsicht bislang leer ausgegangen. Dabei sind Casinospiele in den staatlichen, landbasierten Spielbanken des Landes sowie die schnellen Slotspiele in lizensierten Automatenhallen schon lange erlaubt und für die Steuereinnahmen nicht unerheblich. Allein die Spielbankenabgaben betrugen im Jahr 2019 rund 34 Millionen Euro, und die Lotteriesteuer lag sogar bei 1,5 Milliarden Euro.

Bis das neue Glücksspielgesetz in Kraft tritt, gilt eine Duldungsregelung, obwohl sich Online-Casinos bis dahin in einer rechtlichen Grauzone befinden. In der Europäischen Union hingegen sind die virtuellen Spielbanken seit langem erlaubt, sofern ihre Lizenz aus einem der Mitgliedsländer der EU stammt. Damit unterliegen sie automatisch gesetzlichen Auflagen, deren Einhaltung seitens der EU kontrolliert wird. Für die Besucher bedeutet das Rechtssicherheit und die Gewissheit, anhand des Impressums und der Allgemeinen Geschäftsbedingungen feststellen zu können, dass es sich um seriöse Anbieter handelt.

Die Sicherheit der Kunden, vor allem was den Jugendschutz und die Prävention von Spielsucht anbelangt, waren lange Zeit das umstrittenste Thema seitens der Gesetzgeber. Dementsprechend nehmen sie im neuen Staatsvertrag eine wichtige Rolle ein. Damit das beschlossene Gesetz mehr als nur ein zahnloser Papiertiger ist, wird eine eigene Aufsichtsbehörde geschaffen.

Vor der Einrichtung eines Kundenkontos müssen die Zocker sowohl ihre Identität wie die Volljährigkeit nachweisen, und wer etwa durch besonders häufige Besuche oder eine Vorliebe für allzu riskante Wetten auffällt, wird zu seinem eigenen Schutz in eine bundesweit geltende Sperrdatei eingetragen, in die auch die freiwillige Aufnahme möglich ist.

Monatliche Limits von maximal 1000 Euro für sämtliches Onlineglücksspiel von Lotto und Toto bis zu Pferderennen und Live-Poker sollen dafür sorgen, dass Zocker sich nicht in den Ruin stürzen können, ehe sie geflaggt werden. Das gilt selbst, wenn sich die Kundenkonten auf ein Dutzend oder mehr Anbieter verteilen.

Viele Zocker, die sich ohne Erfahrung nicht so recht in eine elegante landbasierte Spielbank trauen, machen ihre ersten Erfahrungen in Sachen Poker, Roulette und mehr online. Dabei fallen nicht nur die Anfahrt und der Kleidercode weg, auch die Spielregeln inklusive der damit verbundenen Etikette lassen sich besser studieren, wenn sämtliche anderen Ablenkungen ausbleiben.

Etliche Profi-Zocker bevorzugen längst die Online-Turniere, die nicht nur deutlich schneller sind, sondern auch die eigenen Spielanalyse erleichtern. Wer sich bei jedem Zug Notizen macht, kann mit genügend Daten nicht nur feststellen, wo seine eigenen Stärken und Schwäche liegen, er lernt zudem Gegner selbst dann einzuschätzen, wenn diese ein Pokerface besitzen. Sogar bei den Slotgames, die im Gegensatz zu den meisten Kartenspielen rein auf Glück basieren, lässt sich mit etwas Ausprobieren feststellen, welche Spiele rein vom Temperament her zu einem passen.

Obwohl sich beim Besuch von landbasierten deutschen Casinos und künftig auch in der Bundesrepublik lizensierten Online-Casinos der Fiskus freut, brauchen sich Freizeitzocker keine Gedanken über Steuern zu machen, selbst wenn sie den Jackpot knacken oder den großen Topf abräumen. Erst, wenn ein Spieler Profistatus erreicht, der dann beim Finanzamt angemeldet werden muss, kassiert Vater Staat bei lukrativen Siegen mit.

Das macht angesichts der möglichen Gewinnsummen durchaus Sinn. Der erste deutsche Pokerweltmeister, der damals erst 22 Jahre alte Bonner Student Pius Heinz, wurde 2011 durch seinen Sieg in der World Series of Poker in Las Vegas auf einen Schlag um 8,7 Millionen Dollar reicher. Der Weltmeister von 2019, Hossein Ensan aus Münster, wurde als zweiter Deutscher in Las Vegas zum Pokerchampion gekürt. Sein Topf betrug sage und schreibe zehn Millionen Dollar.

Mit der neuen Gesetzesfassung ist es möglich, künftig ohne den Gedanken an einen möglichen Rechtsbruch die für einen am besten geeigneten Online-Casinos zu finden, solange diese von der Regierung abgesegnet sind. Um die Zocker zu schützen und die Steuereinnahmen im eigenen Land zu behalten, plant die Regierung ähnlich wie die Nachbarländer Österreich und Schweiz eine Netzblockade für ausländiche Webseiten. Damit soll auch der Besuch von unseriösen Seiten unterbunden werden, der für die Kunden außer dem Mangel an Rechtssicherheit zudem die Gefahr bedeutet, sich ungewollt strafbar zu machen.

Schon jetzt steigt das Interesse an Online-Casinos in Deutschland kräftig an, weil mit der neuen Gesetzesregelung der Ruch des Illegalen wegfällt. Schließlich soll das Zocken Spaß machen, ohne dass bereits das bloße Einloggen zur Nervenprobe wird. Wie hoch die Umsätze in diesem Jahr ausfallen, ist zwar nicht abzusehen, aber der Fiskus rechnet mit einem üppigen Geldregen dank der steigenden Zahl der deutschen Glücksspielfreunde.

1 Kommentar

  1. Ich kann es vollkommen nachvollziehen. Wenn man die ganze Zeit nur Zuhause ist und dann nirgendwo spielen kann, dann greifen viele auf Online Glückspiele um.
    Zum anderen versucht auch die ganze Industrie Jugendliche und junge Erwachsene in die Glücksspielbranche zu locken in dem anscheinend harmlose spiele wie CandyCrash

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