Fachkräfte dringend gesucht: The War for Talents im Finanzsektor

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Qualifizierte Mitarbeiter mit ausgewiesenem Know-how tragen einen Löwenanteil zum Unternehmenserfolg bei. Das gilt auch für den Finanzsektor. Fachkräfte bringen Innovationen nach vorne, sichern Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum. Vor allem im MINT(Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik)-Bereich zeichnet sich jedoch bereits seit geraumer Zeit ein Fachkräftemangel ab. Das betrifft auch die Finanzbranche und kann eklatante Folgen haben.

Fachkräftemangel in der Finanzbranche: Ursachen und Hintergründe

Das Thema ist dringend: Rund jede 10. Stelle bleibt im Finanzsektor aktuell unbesetzt. Das ergab Ende 2022 eine Studie der Managementberatung Horváth & Partner. Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass der War for Talents für CFOs das größte mittelfristige Risiko darstellt.

Die Gründe für das fehlende Personal sind zahlreich. Bereits seit Jahren wirkt sich der demografische Wandel auf die Mitarbeitersuche aus. In den kommenden Jahren verabschieden sich die geburtenstarken Babyboomer in die Rente – und damit auch viele erfahrenen Finanzprofis. Nachwuchs fehlt vielerorts. Zum einen liegt das an einem wachsenden internationalen Wettbewerb, zum anderen wird es in der Zukunft insgesamt weniger Arbeitnehmer geben. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz rechnet es vor: Prognosen zufolge sinkt die Bevölkerungsanzahl im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 64 Jahren bis zum Jahr 2030 um 3,9 Millionen auf nur noch 45,9 Millionen Menschen. Im Jahr 2060 werden demnach bereits 10,2 Millionen weniger Menschen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.

Zu welchen Risiken führen Personalengpässe im Finanzsektor?

Wenn wichtige Positionen in Unternehmen unbesetzt bleiben, kann das erhebliche unternehmerische Risiken mit sich bringen. So rechnen rund 88 Prozent der Horváth & Partner-Studie mit deutlich höheren Personalkosten. Um begehrte Wissensarbeiter für das eigene Unternehmen zu interessieren, spielt die Gehaltshöhe eine wichtige Rolle. Zusatzleistungen wie Firmenwagen oder Fahrtkostenzuschüsse treiben die Kosten weiter nach oben. Zugleich verlängern sich die Rekrutierungsprozesse, was ebenfalls eine stärkere monetäre Belastung nach sich zieht.

Abgesehen davon kostet es Unternehmen viel Geld, wenn wichtige Stellen unbesetzt bleiben: Die Innovationskraft leidet und es besteht Gefahr, dass die Kundenzufriedenheit leidet – und nicht nur die. Ein Fachkräftemangel führt häufig zu einer Mehrbelastung der Mitarbeiter. Unter einem hohen Arbeitsaufkommen leiden die Motivation sowie das Engagement – und unzufriedene Beschäftigte drohen, abzuwandern.

Selbst wenn sie bleiben: Wer nur noch Dienst nach Vorschrift erledigt, schadet dem Unternehmen meist mehr als er Erfolge sichert. Ein Großteil der Studienteilnehmer, nämlich 90 Prozent, rechen damit, dass ein solches Szenario bei bleibendem Fachkräftemangel eintreten wird. Ebenfalls 90 Prozent gehen davon aus, dass fehlende High Potentials die Innovationskraft sinken lassen und regulatorische Vorgaben sich nicht mehr einhalten lassen. In der Folge dürften Wettbewerbsnachteile in Kauf zu nehmen sein, was unter anderem mit einem Verlust von Marktanteilen einhergeht.

Welche Herausforderungen birgt der Fachkräftemangel für Finanzunternehmen?

Bereits heute zeichnet sich branchenübergreifend in immer mehr Unternehmensbereichen ein Fachkräftemangel ab, vor allem im Controlling, aber etwa auch in der IT. Das stellt Verantwortliche vor eine Reihe von Herausforderungen. Offene Stellen lassen sich nicht mehr zeitnah besetzen und wenn, beobachten viele Führungskräfte, dass wichtige Kompetenzen fehlen.

Hohe Ansprüche junger High Potentials erschweren es zusätzlich, als Arbeitgeber attraktiv zu sein und die besten Köpfe anzuziehen. Sie betreffen einerseits das Gehalt, andererseits erwarten heute viele junge Beschäftigte eine optimale Work-Life-Balance und eine hohe Flexibilität, was den Arbeitsort und die Arbeitszeiten angeht.

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, gilt es, diese Wünsche zu erfüllen. Das erfordert in vielen Betrieben ein Umdenken, hin zu mehr Remote-Arbeitsplätzen, Vertrauensarbeitszeit und Benefits wie Kinderbetreuungsplätzen, Firmenwagen, Zuschüsse für Sport- und Gesundheitsangebote, um nur einige zu nennen. Die Horváth & Partner-Befragung zeichnet in dieser Hinsicht jedoch ein düsteres Bild: Nur etwa die Hälfte der Teilnehmer ist zu organisatorischen Umstrukturierungen bereit, um dem Fachkräftemangel etwas entgegenzusetzen.

Lösungen und Strategien gegen Personalengpässe

Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel sind dringend – und sollten im Idealfall getroffen werden, bevor unbesetzte Stellen sich auf die Handlungsfähigkeit des Unternehmens auswirken. Dabei steht die Managementebene vor komplexen Vorhaben. Es gilt, High Potentials zu gewinnen und dabei die auch aufgrund der Inflation steigenden Kosten im Blick zu behalten.

Ein wachsender Digitalisierungsgrad kann ein Teil der Lösung sein. Zahlreiche bislang manuell ausgeführte Arbeiten lassen sich mithilfe passender Finanzsoftware, wie dirser von Haufe, automatisieren und effizienter machen. Die so gewonnene Zeit kann die Belegschaft für andere Aufgaben reservieren.

Auch Investitionen in Weiterbildungen sind dringend – schließlich fördern sie vorhandene Talente. So lassen sich Fachkräfte aus den eigenen Reihen rekrutieren und das Know-how für neue Aufgaben erweitern. Auf diese Möglichkeit setzen bislang jedoch nur wenige Organisationen, nämlich nur knapp über 30 Prozent. Vor dem Hintergrund des 2023 novellierten Weiterbildungsgesetz ist das umso überraschender. Das erweitert die Fördermöglichkeiten für die berufliche Aus- und Weiterbildung deutlich. Unter anderem soll ein Qualifizierungsgeld für Beschäftigte Betriebe dabei unterstützen, Fachkräfte selber auszubilden und im Unternehmen zu halten.

Attraktive Arbeitsbedingungen sind vor allem für viele junge, hoch qualifizierte Arbeitnehmer ein Argument, sich für eine Firme zu entscheiden. Das Employer Branding gewinnt so an Bedeutung, ganz nach dem Motto: Gutes tun und darüber sprechen. Präsenzen auf Jobbörsen und -messen, Aktionstagen an Schulen und Universitäten machen das Unternehmen bei jungen Menschen bekannt und fördern ein positives Image – auch, was einzelne Positionen angeht. Der Beruf des Controllers oder Buchhalters steht bei vielen nicht gerade auf Platz eins der Attraktivitätsliste. Das können Finanzunternehmen ändern, etwa durch Angebote für Praktika oder Schnuppertage.

Fazit: Lösungen gegen den Fachkräftemangel sind dringend

Personelle Engpässe betreffen Unternehmen aller Wirtschaftszweige und vor allem Finanz- und Controllingabteilungen. Aufgrund des demografischen Wandels fehlen in der nahen Zukunft Millionen erfahrener Finanzprofis. Ohne strategische Maßnahmen bleiben diese Stellen weitgehend unbesetzt. Dass dies der Geschäftsentwicklung schadet, ist praktisch allen Beteiligten klar. Und es gibt Gegenstrategien: Investitionen in Aus- und Weiterbildungen, ein höherer Digitalisierungsgrad und die Positionierung als attraktiver Arbeitgeber bieten Potenzial, die besten Köpfe für sich zu gewinnen.

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